Die Ferientage in Senj sind etwa so abwechslungsreich wie die Wanderwege in Kroatien. Wir erleben alles von Hitze bis zu hohen Wellen, Sturm und stahlblauem Himmel. Unser Körper erhält alles, was er die letzten Tage entbehrt hat und freut sich schon wieder auf neue Herausforderungen.

Senj: klein aber fein
‚Unsere‘ Badebucht
Wasser am Körper und nicht im Rucksack
Hände hoch denn bald gehts wieder die Berge hoch

Aber wir sind ja nicht nur zum Plausch hier, denn Sonja braucht neue Schuhe und Thomas eine neue Frisur. So nutzen wir den regnerischen Montag um mit dem Bus nach Rijeka zu reisen und unsere Einkaufsnerven etwas zu kitzeln. Zum Glück mit Erfolg.

Shopping für ihn: neue Frisur
Shopping für sie: neue Schuhe
Senj – Zavizan (10 h / 1850 M aufwärts / 350 M abwärts / 30.1 km)

Wir verlassen Senj am Mittwoch mit einem lachenden und einem weinenden Fuss, die Tage hier waren wirklich wie Ferien aber wir freuen uns jetzt auch wieder auf die Berge und das Marschieren.

Von Senj zurück in die Berge im Hinterland

Wir möchten heute bis Oltari wandern, das liegt kurz vor dem Eingang zum Velebit Nationalpark. Die Wege sind mehrheitlich in akzeptablem Zustand und die frische Brise macht den gemächlichen Aufstieg von Meereshöhe zurück in die Berge sehr erträglich. Immer wieder können wir beim Blick zurück die Bucht von Senj mit dem stahlblauen Meer bewundern und auch die zahlreichen Windräder, welche wir bei unserer Nachtwanderung passiert haben, winken uns mit ihren Flügeln zum Abschied.

Senj schon wieder in weiter Ferne
Die Windräder von der Nachtwanderung winken uns zum Abschied

Kurz vor Oltari trauen wir unseren Augen nicht: da kommt uns tatsächlich ein echter Hiker entgegen! Dies erkennen wir schon von Weitem an der Rucksack-Grösse. Und es ist nicht irgendein Hiker, sondern Felix aus Winterthur. Er hat die Via Dinarica in Albanien gestartet und geht somit northbound. Natürlich gäbe es einiges zu besprechen, aber Felix hat noch viel vor heute und wir entscheiden, nicht in Oltari zu bleiben sondern noch auf die Zavizan-Hütte aufzusteigen.

Wir treffen auf den ersten Via Dinarica Wanderer und es ist ausgerechnet ein Schweizer

Die Zavizan Hütte setzt die Corona-Vorschriften sehr korrekt um und lässt Übernachtungsgäste nur auf Anmeldung zu. Wir bleiben aber hartnäckig und dürfen dann im Aufenthaltsraum unser Nachtlager einrichten, denn Campen wäre ja auch verboten. Essen verkaufen sie auch keines, wir dürften jedoch die Küche benutzen. Wir wählen dann die Terrasse bei Sonnenuntergang als Kochplatz und geniessen die schöne Abendstimmung.

Polenta vom Gaskocher – leider nicht vom offenen Feuer
Zavizan – Skorpovac (10 h / 600 M aufwärts / 1210 M abwärts / 36.1 km)

Ein kühler Start in den Donnerstag erinnert uns daran, dass bereits September ist und wir in unserem 4. Monat sind. Auch die Tage werden spürbar kürzer und dadurch reduzieren sich die Anzahl Wanderstunden pro Tag.

Bald schon erreichen wir den Startpunkt des 57 km langen Bergweges Premuzičeva Staza durch den Velebit Nationalpark mit seinen eindrücklichen Karstformationen. Dieser sehr aufwendige Weg wurde 1930-1933 erbaut und ‚verlaufen’ ist hier kaum mehr möglich. Ein ganz neues Gefühl, fast ohne Navigation und ohne Zusatzschlaufen durch den Tag zu gehen! Und wir treffen auf andere Menschen mit demselben Hobby.

Der Premuzičeva Staza führt aufwendig über 57 km
Verlaufen fast nicht mehr möglich
Auch die Tiere können sich nicht verlaufen

Ein leicht verspätetes Mittagessen gibts dann in der Berghütte Alan. Also eigentlich gibts nichts aber eine Omelette bietet uns der Wirt dann doch an. Als Thomas nach etwas Süssem fragt, Strudel oder so, lacht er nur kopfschüttelnd und meint, das sei kein Restaurant sondern eine Berghütte. Trotzdem bringt er dann auf einen Tellerchen 4 Guetzli. Liebe Hüttenwarte in der Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien … wir freuen uns schon wieder auf eure Gastlichkeit und werden es noch mehr schätzen!

Am Nachmittag begleitet uns fast immer das glitzernde Meer mit den unzähligen Inseln auf unserer rechten Seite.

Mehr Meer geht nicht
Pause für unsere Füsse

Die Füsse müssen heute wiedermal einiges aushalten auf diesen steinigen Abschnitten, trotzdem überspringen wir die erste Selbstversorgerhütte Ogradenica und gehen weiter bis zur Berghütte Skorpovac, auch diese Hütte ist unbewirtet und offen für alle. Anscheinend finden hier am Wochenende Partys mit bis zu 50 Personen statt. Als wir um 19 Uhr eintreffen ist sie schon gut besetzt, aber wir finden auch noch zwei Betten und legen unsere Beine schon bald in waagrechte Position.

Berghütte Skorpovac
Skorpovac – Baške Ostarije (7 h / 790 M aufwärts / 830 M abwärts / 18.9 km)

Wir habe heute zwei Varianten zur Auswahl, um nach Baške Ostarije zu gelangen. Entweder unten durch auf dem Premuzičeva Staza weiter oder oben rüber mit etwas mehr Bergluft. Zweimal dürft ihr raten, für welchen Weg sich unser Tourenplaner entschieden hat. So trottet die Blogschreiberin hinterher und als sie realisiert, dass heute auch einfacher Abend geworden wäre (und vorallem früher), sind wir schon beim zweiten Gipfelanstieg.

Erster Gipfel: Budakovo Brdo
Zweiter Gipfel: Bačic Kuk

Auf dem Kuk haben wir eine tolle Rundumsicht, die Hügel gegen Süden werden wieder steiniger und das Meer hat auch heute eine magische Anziehungskraft. Da kommt schon auch mal die Frage auf, weshalb wir uns stundenlang über diese Pfade jagen, die Nahrungsvielfalt recht einschränken, Wasser mit Seifengeschmack vom Filter hinunterwürgen und auch sonst auf einiges verzichten. Und dennoch war bisher noch nie ernsthaft Thema, mit dem Wandern aufzuhören und eine andere Fortbewegungsart zu wählen.

Und so werden wir heute wieder mehrfach belohnt, eine Gottesanbeterin sitzt gemütlich auf unserem Weg, die Landschaft ist abwechslungsreich und am Zielort essen wir unglaublich lecker und viel!

Gottesanbeterin im Tarnkleid
Abwechslungsreiche Landschaft

Auch der Camping nahe bei Baške Ustarije überzeugt mit seinem gemütlichen Ambiente.


1 Kommentar

Reini · September 4, 2020 um 21:36

Hoi mitenand
AUSGERECHNET eine Schweizer trefft Ihr.
Habt Ihr schon Schlangen verscheucht, gesehen??
Einmal mehr HERZLICHEN DANK für Euren Bericht. Ich leite ihn an Margrit Angehrn weiter, die ihn auch sehr gerne liest, Clemens ebenfalls.

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