Blidinje-See – Dom Plasa (8 h / 1190 M aufwärts / 840 M abwärts / 21.7 km)

Lange ist’s her seit unserem letzten Kater, aber diese Woche beginnen wir doch tatsächlich wieder einmal mit leichtem Muskelziehen in den Oberschenkeln. Der lange und steile Abstieg vom Vran lässt grüssen! Diese Muskeln haben sich anscheinend über die kroatischen Hügel schon in den Winterschlaf befördert.

Wir starten mit einem schönen Aufstieg durch Föhrenwälder im Blidinje-Nationalpark und auch das doppelte Gipfelglück liegt am Weg. Erste Quellwolken bilden sich bereits am Vormittag, wir kommen aber trocken durch den Tag.

Aufstieg durch grün
1. Gipfel: Veliki Vilinac (2113 MüM)
2. Gipfel: Drinjača (2038 MüM)
Crvenjak jezero: unser erste Bergsee auf dem Balkan
Hält das Wetter noch bis wir Morgen Mittag in Jablanica sein werden?

Ein Highlight auf dieser Etappe ist das Rebel’s door (Hajducka vrata), ohne Fotosession kommen wir hier nicht vorbei. Wie lange mag der Bogen wohl noch bestehen?

Rebel‘s door: Rebellion in blauem Einklang
Rebel‘s door: Rebellion auf blauem Höhenflug

Eine toller Wandertag wird bald von der Nacht abgelöst, zuerst zaubert noch das Abendlicht eine sanfte Stimmung über die Berge.

Schon bald wieder Zeit um das Zelt aufzustellen
Bei der geschlossenen Berghütte Plasa bleiben wir. Die meisten Hütten in Bosnien sind nur auf Anmeldung geöffnet.

Zudem haben wir seit heute Morgen einen neuen Follower. Nein, nicht auf einer Social-Media-Plattform, sondern im echten Leben, auf vier Beinen. Obwohl wir immer wieder versuchen, den schwarzen Wanderhund zum Umkehren zu überzeugen, folgt er uns bis zu unserem Zeltplatz bei der Berghütte Plasa und legt sich nach dieser langen Tour in wenig Distanz hin. In der Nacht weicht er nicht von unserem Zelt und bewacht uns ohne einen Mucks zu machen. Wie geht diese Geschichte wohl weiter? Haben wir nun einen Hund?

Wanderhund im schwarzen Kleid
Nach dem kühlenden Bad mag er wieder nachtrotten
Plasa Dom – Jablanica (4 h / 0 M aufwärts / 1370 M abwärts / 13.2 km)

In der Nacht auf Dienstag regnet es ein bisschen, so müssen wir seit langem wieder einmal das Zelt nass verpacken. Auch während dem Abstieg nach Jablanica auf 200 MüM regnet es nochmals und wir sind froh, bereits am Mittag im kleinen Städtchen einzutreffen. Natürlich mit unserem Vierbeiner im Schlepptau. Das wäre tatsächlich einer zum Mitnehmen, so ein angenehmes Tier! Wir fragen bei verschiedenen Stellen nach, unter anderem bei der Polizei, was wir tun sollen. Überall dieselbe Antwort: einfach ignorieren. Anscheinend gibt es hier viele herrenlose oder ausgesetzte Hunde. Fällt uns wirklich nicht so leicht…

Der nächste Wanderabschnitt führt uns ins Prenj-Gebirge, doch die Wetterprognosen für die kommenden Tage deuten nicht auf Bergwetter hin. Das heisst, unsere erste ‚Zwangspause’ aufgrund von schlechtem Wetter ist fällig. So werden wir nach Mostar reisen und uns schon wieder unter die Zivilisierten mischen!

Aber zuerst geniessen wir in Jablanica das 4-Stern-Hotel und verlassen das Zimmer nur für das Nachtessen. Ausgiebig rumhängen kann also auch Spass machen!

Jablanica beim Eindunkeln
Mostar (113‘000 Einwohner)

Mostar (serbisch-kryllisch Мостар) ist die größte Stadt der Herzegowina sowie die sechstgrößte Stadt des Landes. Während des Bosnienkrieges kam es 1992/1993 in Mostar zu Kämpfen zwischen kroatisch-bosniakischen und serbischen Einheiten, 1993/1994 zu Kämpfen zwischen Kroaten und Bosniaken. Dabei wurde die Stadt unter anderem durch Vertreibungen in einen kroatisch-westlichen sowie einen bosniakisch-östlichen Teil aufgeteilt. Während des Krieges zerstörten kroatische Streitkräfte das Wahrzeichen Mostars, die Brücke Stari most in einem mehrstündigen gezielten Beschuss. Nach Kriegsende wurde die Brücke wieder aufgebaut und 2004 offiziell eröffnet. (Quelle: Wikipedia)

Touristen sind dieses Jahr Mangelware, viele Shops bleiben geschlossen, die Strassen und Restaurants sind leer. Die Menschen hier leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Massnahmen.
Stari most: das Wahrzeichen von Mostar
Erinnerungsdenkmal an das Jahr der Brückenzerstörung
Musicbar Marshall: cooler Sound
Restaurant Tima Irma…
… beste Plättli in der Stadt
Stari most by night: Ziit zum id Möst goh
Zerstörte Gebäude prägen auch heute noch das Stadtbild, doch der Wiederaufbau geht voran, braucht jedoch viel Zeit

Tekija in Blagaj: Das Derwisch-Kloster aus der osmanischen Zeit um 1500 für praktizierende Sufi liegt rund 10 km von Mostar entfernt. Auch heute finden hier noch drei Nächte pro Woche Sing-Gebete statt. Das Kloster steht direkt neben der Quelle des Flusses Buna unter einem imposanten Felsen und ist für die Muslime in Bosnien-Herzegowina ein bedeutender Ort.

Tekija bei der Buna-Quelle
Neues Wanderoutfit?
Auch hier hat es kaum Besucher, der Klosterbesuch findet in andächtiger Ruhe statt
Man beachte das Verbot unten links
Sternenhimmel im Hamam

So plätschern die Tage in Mostar vor sich hin, Mal mit heftigen Regenfällen aber auch immer wieder mit sonnigen Aufhellungen. Für eine Zwangspause wohl der perfekte Ort, dennoch wurde unsere Geduld beim Nichtstun schon auf die Probe gestellt! Die folgende Bildergeschichte widerspiegelt die tägliche Veränderung unserer Emotionen…

Tag 1: Die Versuchungen der Zivilisation sind unter dem Messer
Tag 2: Was ist schlimmer? Hunger oder Durst?
Tag 3: Zum Glück haben wir mit dem Apartmani Bohemia eine heimelige Unterkunft
Tag 4: Mit Ying und Yang kommen wir schon durch den Tag
Tag 5: Unsere Geduld erlebt eine Geduldsprobe
Tag 6: Jetzt sind wir gegen alles resistent

Die Aussichten auf ein 2-tägiges Sonnenfenster ist gut, so verlassen wir am Dienstag Mostar und steigen hoffnungsvoll zurück auf den Trail. Zuerst gehts mit dem Bus zurück nach Jablanica, wir sind gespannt ob unser Wanderhund die Fährte wieder aufnimmt!


2 Kommentare

Thomas Furter · September 29, 2020 um 17:53

Lieber Reini

Tatsächlich brauchen wir noch etwas Wetterglück, damit wir vor dem Winter noch das Valbona-Tal erreichen! Aber wir sind immer noch zuversichtlich.

Dafür sieht es momentan tatsächlich so aus, als könnten wir in Montenegro und Albanien ohne Corona-Bürokratie einreisen. Dass wir dann irgendwann in der Schweiz in Quarantäne müssen, kümmert uns momentan noch wenig. Seit dieser Woche ist Kosovo nicht mehr auf der Quarantäne-Liste, das liegt ja direkt neben Albanien… wir werden einen Weg finden!

Herzliche Grüsse
Sonja & Thomas

Reini · September 29, 2020 um 09:37

Mag Euch den Abstecher nach Mostar gönnen, noch mehr aber hoffentlich trockenes Wetter auf Eurem Weiterweg nach Valbona.
Ja der vierbeinige Begleiter- wie es wohl weitergeht mit ihm???
Wenn ich die gestrige Info auf Blick.ch richtig verstehe, könnt Ihr problemlos in Albanien einwandern, zuhause müsstet Ihr aber eine Quarantäne machen.
Aber das ist in ein paar Wochen wohl wieder anders.
Hebets guet. Pfüat Üch.

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