Am 27. April wird nun auch Thomas seine Wohnung abgeben, wir konnten den Termin noch etwas nach hinten schieben. Ab dann sind wir theoretisch homeless, denn unser mobiler Schlafplatz liegt reisebereit in unseren Rucksäcken. Auf dem Lamahof Tschäppel in Huttwil konnten wir für den Monat Mai kurzfristig eine Ferienwohnung mieten, nicht nur unsere Reisepläne erleben eine Anpassung!

Dem sommerlichen Osterwetter können wir nicht widerstehen und wir nutzen die freien Tage um unser neues Material auszuprobieren. Wer möchte schon ohne Probelauf ein neues Zuhause beziehen? Wir planen zwei Tage auf dem Toggenburger Höhenweg. Um wenigstens in etwa ein realistisches Gewicht für mehrere Tage zu simulieren, leisten wir uns einige Extras wie Cervelats, eine Tube Senf, frische Früchte, Salat, Brot und eine Flasche Rotwein. Den haben wir bereits grosszügig für unser Abschiedsfest eingekauft, da muss noch einiges weg!

In Gähwil starten wir und steigen Richtung Iddaburg auf. Verglichen mit früheren mehrtägigen Wanderungen mit Zeltausrüstung fühlen sich unsere Rucksäcke tatsächlich leicht an, das Optimieren auf ultra-light hat sich gelohnt. So wandern wir im stetigen Auf und Ab über die sanften Hügel, freuen uns über den ruhenden Himmel, das spriessende Leben der Natur und führen unsere Sozialstudie über das unterschiedliche Verhalten von Wanderern in Corona-Zeiten durch. Die ungewohnte Ruhe wird nur durch den Lärm der protzenden Motorräder und Sportwagen hoch zur Hulftegg getrübt.

Waldäffchen spürt den Frühling

Kreative Berggasthaus-Wirte haben auf Kiosk-Betrieb umgestellt und so können wir sogar Geld gegen Getränke eintauschen. In diesen Tagen ein anspruchsvolles Unterfangen. So gut schmeckt ein Durstlöscher selten, denn vielleicht ist es ein kleiner Beitrag ans Überleben von solchen Betrieben. In der Nähe der Chrüzegg finden wir einen geschützten Platz für unser Nachtlager. Es hat sich auch heute wieder gelohnt, beim Suchen geduldig zu sein, denn die Abendsonne begleitet uns bis in die Dunkelheit, wir finden Brennholz im nahen Wald, zwischen den Schneefeldern trauen wir uns ein Feuer zu entfachen und die Krokuswiese lässt Sonja kreativ werden und ein kalorienarmes Osternest entstehen.

Osternest mit sehr, sehr wenig Schokolade

Die Hausarbeit erledigen wir zusammen, Rollenteillung variabel: Zelt aufstellen, Schlafmatte aufschnozeln, Schlafsäcke schlüpfbereit positionieren, Holz sammeln und Feuer entfachen. Mmmh und was schmeckt besser als ein selbst gegrillter Cervelat mit einem Gläschen Wein? Jetzt sind auch wir zu Hause.

Unser Zuhause

Die Stimmung ist atemberaubend, nur ein Flugzeug stört kurz die Idylle, die Vogelstimmen verstummen eine nach der andern und werden abgelöst durch einen Waldkauz. Mit dem Eindunkeln kriechen wir in unsere neuen Schlafsäcke, welche uns ab Juni für die nächsten Monate begleiten werden. Wohin wohl? Darüber kreisen unsere Gedanken immer wieder.

Sonnenuntergangs-Stimmungen über der Chrüzegg

Die ersten Sonnenstrahlen locken uns aus dem Zelt und wir sind einfach nur glücklich. Was für ein tolles Zuhause wir doch haben. Bevor wir losziehen, machen wir uns wieder an die gemeinsame Hausarbeit. Kaffee und Porridge kochen, Schlafsäcke und Matte aufrollen, Zelt reinigen, trocknen und verstauen und nach dem Frühstück der Abwasch.

Unsere mobile Wasseraufbereitung

Am zweiten Tag ziehen wir weiter über den Tweralpspitz, runter zum Ricken und wieder hoch zum Regelstein. Den Tanzboden lassen wir rechts liegen, da nordseitig noch einiges an Schnee liegt und unsere Beine auch nicht mehr hochjauchzend nach zusätzlichen Höhenmetern rufen.

Unser neues Material hat die Bewährungsprobe definitiv bestanden. Wir selber arbeiten noch daran, der Muskelkater lässt grüssen. Doch wir sind optimistisch, dass auch unsere Beine, Hüften und Schultern genügend fit sein werden, um unser Zuhause für einige Monate mit der Natur zu teilen. Denn der Kopf ist bereit und das ist das Wichtigste.


3 Kommentare

Reini · April 25, 2020 um 09:42

Hoi Ihr zwei… manchmal denke ich an Euch und frage mich, was Ihr so macht, wie es Euch geht. Das Wetter hier für outdoor ist ja perfekt… aber Ihr wärt lieber anderswo outdoor.
Ich bin sicher, Ihr habt die Nerven und die Zuversicht, dass Ihr trotz allem was aus Eurer Zeit machen könnt. Seid Ihr bereits auf dem Lamahof? Sollen ja lustige Tiere sein… spucken nur sehr selten. Bin gespannt auf Euren nächsten Bericht. Auf Variante X.
Hebet’s guet mitenand.
Reini

Pia · April 13, 2020 um 21:03

Das tut ja gut! Und als Libingerin ist es mir schon fast eine Ehre, dass ihr mit der Chrüzegg gestartet seid. Heute wohl euer erste Regennacht. Alles hat doch seinen Reiz :-). Frohes Weiterkommen.

Reini · April 13, 2020 um 20:49

Hoi mitenand
Das war doch schon mal ein gelungenes Alternativprogramm, bei herrlichem Wetter! Alles GUTE weiterhin.

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