Entspricht im Rother-Führer Etappe 44

In der Nacht hat es tatsächlich etwas geregnet und auch am Morgen hängen die Wolken noch ziemlich unmotiviert herum.

Doch bereits nach dem Frühstück drückt die Sonne durch und lässt diesen märchenhaften Ort noch in einem anderen Licht erstrahlen. Auch die Signora lässt sich im Gespräch ein Lächeln entlocken, das Paar wirtet bereits seit 20 Jahren hier und wirkt etwas ausgelaugt, schade aber auch verständlich. Trotzdem eine absolute Empfehlung.

Das Rifugio Bagnour im Morgenglanz
Noch spielt die Sonne mit uns
Wasserpflanzen und eine seltene Garnelenart bewohnen diesen Moorsee

So richtig erleuchtet heben wir ab und mäandern zuerst noch auf bereits gewanderten Wegen dem Bächlein entlang wieder zurück und dann weiter talwärts bis zum Stausee ‚Lago artificiale di Castello‘.

Das erste Dorf am Weg: Castello

Auf der heutigen Etappe durchwandern wir mehrere ursprüngliche Dörfer, Castello ist das erste von ihnen. Es ist noch früh und wir sind noch nicht so durstig.

Castello am Stausee

Doch kurze Zeit später erreichen wir auf der anderen Seeseite Pontechianale. Ähnlich wie Ghigo di Prali vor mehreren Jahren als Touristendestination auserwählt und dadurch nicht mehr ganz ursprünglich.

Pontechianale ist recht belebt und trotzdem gemütlich

Wir lassen uns auf der belebten Piazza in der Bar Monviso nieder und kommen nicht um einen Scheidebecher herum. Die Wege von Andreas und uns werden sich bald trennen. Genau heute vor einer Woche haben wir uns wie bei einem Blind date im Rifugio Arlaud kennengelernt und sind nun während dieser Woche zu vertrauten Weggefährten geworden. Das schweisst zusammen, nicht nur beim Geruch.

Abschied mit Scheidebecher ist doch viel erträglicher

Natürlich können wir es auch ohne Alkohol lustig haben, aber sicher ist sicher. Deshalb gibts ein Abschluss-Panaché, natürlich mit unbestelltem ‚Plättli‘ als Beilage.

Gut gestärkt oder doch eher im ‚Suppenkoma‘ wie Andreas so schön sagt, steigen wir in den nächsten Aufstieg ein. Es erwarten uns 650 HM auf rund 2,5 KM Gehdistanz, … das ist keine sanfte Steigung, sondern eher eine Diretissima… rechne! Da profitieren wir von unserem regelmässigen Höhentraining an unserem Arbeitsort auf 3500 MüM und dem natürlichen EPO-Dopping, so steigen wir vergleichsweise recht locker hoch.

In der Diretissima auf den Colletto dello Battagliola

Inzwischen hat sich der Nebel über uns gelegt, einerseits angenehm um hochzusteigen aber auch recht feucht und eintönig.

Kurz vor dem Pass wird es wieder flacher

Genau zweimal lässt sich der Nebel kurz irritieren und ein Mini-Blick in die Tiefe nach Pontechianale und ein noch kürzerer Ausblick in die Höhe zum Monviso erlauben uns ein bisschen Orientierung.

Blick in die Tiefe auf Pontechianale
Der Monviso schaut durchs Guckloch auf uns herunter

Schon kurz nach dem Passübergang heisst es definitiv Abschied nehmen von Andreas. Schön waren wir zusammen unterwegs! Wir haben viel gelacht aber auch ernsthafte Themen hatten Platz. Auch das ist typisch für den GTA, in jedem unserer Wanderblocks haben wir tolle Menschen angetroffen.

Arrivederci Andreas!

Wir folgen weiterhin dem Passsträsschen, die üppige und sehr abwechslungsreiche Alpenflora können dem Grau des Nebels problemlos die Stange halten.

Sonnenröschen im Nebel machen sich gut

Zurück im Talboden führt uns der Weg so richtig ins Dickicht, für einmal im Balkan-Style!

Auch die GTA kann Balkan-Style

Doch dann kommen wir nochmals durch zwei gut erhaltene Dörflein und entdecken eine kleine Osteria. Kurz vor dem Etappenziel lassen wir uns auf einen Apéro ein und werden mit einem veganen ‚Plättli‘ überrascht. Die Osteria ‚L’iero d’Eima’ in Celle bietet auch 2 Doppelzimmer an, absolut eine gute Zusatzvariante als inoffizielles Posto Tappa auf diesem Abschnitt.

Celle: hübsches Dörflein
In der Osteria L‘iero d‘Eimà ist es gemütlicher als im feuchten Dickicht

Unser Gastgeber ‚Otto‘ im Agriturismo Lou Saret in Chiazale erwartet uns bereits mit Geduld und Humor. Auch eine absolut tolle Adresse. Wir geniessen das 4-Bettzimmer mit eigenem Badezimmer und nutzen es kurzerhand zum Waschsalon um.

Fast wie in einer Tropfsteinhöhle

Fazit des Tages: feucht kann auch lustig

Rifugio Bagnour – Chiazale

1 Kommentar

Silvia Luedi · Juli 13, 2023 um 19:21

Danke für tollen Berichte. Absolut zum mitdabeisein. freue mich auf weitere Tage mit euch. lg silvia

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