Entspricht im Rother-Führer Etappen 42 und 43

Heute gehts östlich am Monviso vorbei. Wir nehmen uns nochmals eine Doppeletappe vor und lassen das Rifugio Alpetto aus. Mit dem Wissen, dass jede ausgelassene Übernachtung nachgeholt werden sollte.

Bei tollsten Bedingungen starten wir am Fusse des Monviso und lassen den etwas brummligen Wirt des Posto Tappa Regina gerne zurück, soll er doch mit anderen brummeln.

Start in Pian Melzè beim Posto Tappa Regina bei perfekten Bedingungen

Bereits beim Abmarsch in Pian Melzè auf 1700 MüM ist es heiss und die bevorstehenden 1200 HM bereiten nicht nur eitle Freude. Es wird ein steiniger Weg, wortwörtlich. Dafür stehen heute die Highlights am Wegesrand Schlange.

Noch ein Schluck Milch zur Stärkung? Tatsächlich melkt der Bauer seine Kühe von Hand auf der Weide, kämen wir nicht direkt vom Frühstück, würden wir nach einem ‚Beckeli‘ fragen. Aber so gehen wir weiter, bis wir nach einer Stunde an der Po-Quelle stehen.

Handarbeit auf der Weide

Wir sind nicht alleine, denn eine gut ausgebaute Fahrstrasse führt bis zum Rifugio Pian del Re, ganz nah bei der Quelle des imposanten Flusses, welcher der eindrücklichen Ebene seinen Namen gibt. Da müssen wir unsere Trinkflaschen füllen, Wasser vom Arsch der Welt!

Genialer Ort: das Refugio Pian del Re am Fusse des Monviso und gleich neben der Po-Quelle
Wasser vom Arsch der Welt
Schon eindrücklich, hier stehen wir am Ursprung des bedeutungsvollen Flusses Po

Über die nächste Stufe gelangen wir zum Lago Fiorenza und noch einmal höher zum fast schon kitschigen Gletschersee Lago Chiaretto. Die türkise Farbe reicht ihm nicht, nein, er muss sich auch noch in Herzform präsentieren. Schöner Macho.

Lago Fiorenza mit dem Monviso im Spiegelbild
Der Lago Chiaretto bedient alle italienischen Macho-Klischees

Wer entdeckt die gut versteckten Steinböcke zwischen den Steinblöcken? Schon mindestens die 5. Attraktion am Weg.

Doch nicht so gut versteckt?

Kurz vor dem Rifugio Quintino Sello, idealer Ausgangspunkt für die Besteigung des Monviso, ist ein weiteres Highlight am Wegrand: der Lago Grande di Viso. Die noch verbleibenden Eisfelder zeichnen tolle Gebilde auf die Oberfläche.

Der Lago Grande di Viso mit Resteis
Kunst auf dem halbgefrorenen See

Weiter gehts in steiniger Kulisse, doch vielleicht hat ein Beschäftigungsprogramm bewirkt, dass diese Wege fast schon Rollator-tauglich sind.

Die Wege sind gut unterhalten und einfach zu gehen

Hinkelsteine sehen wir keine, aber um die Pinkelsteine sind wir froh, das Po-Wasser treibt!

Ein typischer Pinkelstein, am Toilettenpapier erkennbar… bitte nehmt euren Abfall mit ins Tal!

Die Steinkulisse ist eindrücklich, das regelmässige Rumpeln am Monviso verstärkt unsere Ehrfurcht vor diesem 3800 M hohen Berg. Aber auch die Lust auf eine Besteigung, vielleicht eines Tages. Mit dem Echo als natürlichem Verstärker fragen wir uns, ob er Morgen überhaupt noch stehen wird?

Das ständige Rumpeln von Steinen hinterlässt immer wieder Staubwolken

Wir queren Schneefelder, der ist nämlich noch nicht lange weg. Auch viele andere Wanderer sind für einmal unterwegs, die Region ist sehr beliebt. Wir teilen uns die Wege mit der Rundwanderung des Monviso und dies erinnert ausnahmsweise an Schweizer Verhältnisse: gerade wie auf dem Grüezi-Weg oder eben für hier, auf dem Salve-Sentiero.

Wir queren immer wieder aufgeweichte Schneefelder…
… und dies ganz leichtfüssig

Einen Pass haben wir bereits hinter uns, doch zwei weitere stehen noch an. Auch diese vermehren sich auf unerklärliche Weise. Auf dem Passo San Chiaffredo (2764 MüM) erreichen wir endlich unseren Tageshöchstpunkt.

Unser Tageshöchstpunkt beim Passo San Chiaffreddo: auch wir sind schon etwas ‚high‘ von den vielen Highlights

Schon spannend, wie sich die Landschaft von einem Tag zum nächsten verändern kann, gestern auf fast gleicher Höhe noch in Grün und heute dominiert das Grau der Steine. Die aufziehenden Stratocumulus tanzen majestätisch um die Berggipfel.

Die Wolken zaubern noch etwas Farbe in die graue Steinlandschaft

Ab jetzt gehts abwärts, zuerst nochmals auf steinigen Wegen. Vorbei am Steinmännchen-Feld mit unzähligen Figuren. Sieht richtig toll aus. Als Steinmännin möchte ich auch hier wachen.

Steinmännchen-Landschaft, und wo sind die Steinfrauen?
Ein Exemplar wandert noch

Etwa in der Hälfte der Tiefenmeter wird der Weg lieblicher, wir sind immer noch auf etwa 2300 MüM und erreichen bereits die Baumgrenze, ungewohnt hoch. Der Bosco dell‘Alevè bildet mit einer Fläche von 825 Hektar den grössten Arvenwald der Alpen, die knorrigen Bäume erzählen uralte Geschichten.

Uomo con cuore

Nach rund 8 h Gehzeit erreichen wir die ehemalige Forsthütte ‚Rifugio Bagnour‘ mit eigenem Moorsee.

Das Rifugio Bagnour ist wunderschön gelegen

Total romantisch, das finden auch die unzähligen Mücken. Leider ist auch hier die Wirtin recht griesgrämig, schade. Das haben wir auf der nördlichen GTA-Hälfte nicht so erlebt. Aber der gemeinsame Apéro im Freien ist eine tolle Idee und das entfernte Donnergrollen gibt dem Ganzen einen mystischen Rahmen.

Frische Pizza aus dem Holzofen und Apéro für alle Gäste: schöne Geste

Fazit des Tages: Ein ‚hoch‘ auf die GTA!

Pian Melzè – Rifugio Bagnour

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