Wir brechen unser Zelt früh ab am Donnerstagmorgen, denn ein weiter Weg auf die Alp Prada oberhalb Obersaxen steht bevor, obwohl es in Luftlinie nur wenige Kilometer sind. In Pigniu wollen wir Kaffee trinken, wir müssen ihn jedoch selber kochen da die Usteria noch geschlossen hat.

Morgenkaffee in Pigniu
Blick zurück nach Pigniu

Nach der Zmittagpause in Brigels gehts ins Tal runter nur um auf der gegenüberliegenden Seite wieder endlos hochzusteigen. Überall hängen Wolken herum nur dort wo unser Weg führt brennt die Sonne. In St. Martin hats zum Glück ein Restaurant und es ist sogar geöffnet. Wir sind nun bereits seit rund 7 Stunden am Marschieren und das Ziel ist noch weit. Sepp, unser Gastgeber auf der Alp (aufmerksame Blogleser erkennen ihn aus zwei früheren Einträgen) bietet an, uns mit dem Auto zu holen. Für Thomas eine echte Überwindungsprobe, aber im Nachhinein ist er doch froh, nicht einfach aus Prinzip einen Selbstverwirklichkeitstschalp gemacht zu haben.

Alpenfeeling

Die Alphütte ist wunderschön gelegen und bei diesem einmaligen Panorama wird gegessen, erzählt und gelacht. Thomas wird noch ab und an daran erinnert, wie weit er mit Tschalpen schon wäre und ob er auch die richtige Alp auf Anhieb gefunden hätte.

Wurzelpracht auf Prada ohne Gucci

Eigentlich ist der Freitag als unser Ruhetag gedacht, aber Sepp wäre nicht Sepp wenn er uns nicht über Wurzeln und durch Stauden runter zum Bach und dann wieder hoch auf einen Hügel mit Ausblick führen würde.

Blick auf Alp Prada
Platzhirsch oder doch Wurzelhirsch?

Das hinterlässt Spuren und der Nachmittag bringt doch noch Zeit zum Ausruhen.

Ausgetschalpt für heute

Am Abend reist Doris aus dem Toggenburg an, sie wird uns übers Wochenende beim Tschalpen begleiten. Mit einem Apéro mit den fünf österreichischen Sennen und Hirten steigen wir in einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Abend ein.

Alpenfeeling und alle sind wieder wach

Bei Kerzenlicht und Speck und Bohnen allerdings ohne Bohnen kommt richtiges Alphüttenfeeling auf und die Sprücheklopfer unter uns laufen auf Hochform auf.

Am Samstag wollen wir bis Duvin wandern, rund sechs Stunden entfernt von der Alp Prada. Sepp hat heute noch Verpflichtungen, deshalb brechen wir zu Dritt auf.

Zu Dritt unterwegs

Der Weg führt mehrheitlich über Alpstrassen und auch Teerstrassen. Doris muss sich das Trailerlebnis verdienen. Immerhin gibts in Vella einen ausgiebigen Halt und weiter gehts abwärts, insgesamt rund 1200 Hm. Im Talboden angekommen drückt die schwüle Hitze und ganz hinten im Val Lumnezia wüten schon erste Gewitter. Für uns ist nicht das Gewitter die Herausforderung, sondern der steile und ziemlich direkte Aufstieg nach Duvin. Zum Glück finden wir unterwegs eine Zwischenverpflegung vom Baum.

Mit Kirschen gehts nicht besser, aber steiler

Hier können wir beim jungen Bauernpaar Romano und Simi im Stall übernachten, da das Wetter unsicher ist. Sepp hat uns dies organisiert, die Beziehungen im Zusammenhang mit der Alphütte spielen schon gut!

Stallfeeling mit Trochenheitsgarantie

Wir sind total begeistert von der Begeisterung dieses Bio-Bauernbetriebes und fühlen uns sofort etwa gleich sauwohl wie die Schweine.

Sauwohl: Wir und Tier

Natürlich wollen wir unserer Begleiterin Doris ein echtes Wurzelkocher-Gefühl vermitteln und geben alles auf unserem Kocher und auch der Himmel gibt alles.

Wurzel-Kocher-Feeling mit Doris
Himmel-Kocher-Feeling

Der Jungbauer Romano erzählt mit Stolz und voller Überzeugung von seiner Fleischproduktion und nachdem ein entwischtes Schwein wieder im Gehege ist legen auch wir uns im Stall zur Ruhe, fast gleichzeitig wie die untergehende Sonne.

Schlafplatz im Stall

Wir schlafen erstaunlich lange und frühstücken sonntäglich.

Brunch auf dem Bauernhof

Der Aufstieg zur Güner Lücke stimmt uns versöhnlich, die 1300 Höhenmeter sind sehr angemessen verteilt und Doris kann sich nun sogar vorstellen, wieder mal mit uns rumzuwurzeln.

Güner Lücke recht locker geschafft
Doris hat die Wurzelkocher-Prüfung definitiv bestanden

In Safien-Platz trennen sich unsere Wege, aber wir lassen uns Zeit dafür und füllen unsere Flüssigkeitsspeicher auf. Schön hast du uns so unkompliziert begleitet Doris! Wer weiss, vielleicht spornt dies zur Nachahmung an?

Flüssigkeitsspeicher nachfüllen

Während Doris sich mit ÖV auf den Nachhauseweg macht, suchen wir einen Schlafplatz. Schon von Weitem haben wir eine Kapelle gesichtet und tatsächlich finden wir dort unser passendes Nachtlager mit Waschmöglichkeit auf der Toilette und selbstgebrachtem Abendmahlwein. Kirchen bekommen eine ganz neue Bedeutung für uns, zudem sehen wir, dass sie an perfekten Orten stehen: geschützt und trotzdem mit Aussicht!

Kochen und …
… schlafen

Wir sind nun gut ‚eingetschalpt‘ und die Alpenpässe mit den Höhenmetern rauf und runter gehen schon lockerer von den Füssen. Morgen wollen wir nach Cazis wandern, letzter Besuchstermin bei Sonja‘s Mami mit zusätzlichem Ruhetag. Sie wird uns bestimmt nicht über alle Alpen jagen wie Sepp an unserem Pausentag!


1 Kommentar

Anny · Juni 30, 2020 um 20:50

Super euch folgen zu können – wunderschöne Fotos! Freue mich auf die Fortsetzungen 🙂
Wünsch eu gnueg Hornhut und Usduur! 😉

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