Trenta – Koča pri Triglavskih jezerih (8 1/2 h / 1800 M aufwärts / 700 M abwärts / 20.5 km)

Die Schwimmhäute an den Füssen haben sich zum Glück wieder zurück gebildet und wir starten optimistisch in den Donnerstag der vielen Höhenmeter.

Wo wird uns der Weg die Wand hoch führen?

Die Wand, welche wir überwinden sollen, ist ziemlich senkrecht. Wo um Himmelsherdöpfelswillen sollen wir da hoch? Ähnlich wie gestern führt dann der Weg in sehr angenehmer Steigung fast schon flach gewalzt auf die Koča na Doliču. Dieser Aufstieg wurde bestimmt nicht nur für Sonntagsspaziergänger so aufwendig erstellt. Von dieser Hütte aus kann der Triglav in rund 2 1/2 Stunden bestiegen werden. Wir verzichten jedoch bewusst darauf, da wir die notwendige Ausrüstung nicht dabei haben.

Eindrücklicher Saumpfad welcher sanft die Felswand hinauf führt

Einzig ein uraltes Schneehäufchen fordert uns zum Soft-Klettern heraus.

Immer noch treffen wir auf Schneeresten
Auf den letzten Metern zur Koča na Doliču

Noch ein kurzer Aufstieg zum Passübergang auf 2334 MüM und die heutigen Höhenmeter sind bestiegen. Wir glauben, den strengen Teil des Tages hinter uns zu haben.

Passübergang geschafft

Doch dann wird der Weg richtig anstrengend, steinig und rutschig, aber auch wunderschön fürs Auge. So brauchen wir viel mehr Zeit und staunen triglavisiert immer wieder im Kreis. Der Triglav-Gipfel hält sich maskiert, wir müssen ihn uns hinter den Wolken selber gedanklich ausmalen.

Wir staunen triglavisiert im Kreis
Karstgebirge beschäftigt uns den ganzen Nachmittag
Einfach immer wieder schön diese Steinhaufen…
… und die türkisfarbenen Bergseen

Zum Glück hats noch zwei freie Betten in der gut gefüllten 200 Personen-Hütte Koča pri Triglavskih jezerih, denn viel länger hätten unsere Füsse keine Wanderlust mehr verspürt. Das waren heute zwei Etappen der Via Alpina und wir brauchen tendenziell mehr Zeit als angegeben. Zudem macht das Wetter endlich auch das, was die Prognose vorhersagt!

Auf dem Zieleinmarsch zur Hütte
Koča pri Triglavskih jezerih – Dom na Komna (2 1/2 h / 130 M aufwärts / 320 M abwärts / 7.2 km)

Wir entfliehen dem Ameisenhaufen bevor das grosse Gewusel losgeht an diesem Freitag. Das Frühstück verschieben wir auf später. Es ist Hochsaison, bald Wochenende und ein stabiles Hoch ruft die Zweibeiner in die Berge. Sobald wieder mobiles Netz verfügbar ist, müssen wir uns um die Schlafplätze für die kommenden beiden Nächte kümmern.

Tagesmotto: Early bird is catching beds, wir brauchen noch Betten für heute Abend!

Aber zuerst wandern wir in den langsam erwachenden Tag, die Sonnenstrahlen lassen den Tau der Nacht auf den Pflanzen mit einem mystischen Dampf verschlingen und die zahlreichen Bergblumen bekleiden sich für den Tag mit bunten Farben.

Erwachen im Märchenwald
Wer ist die schönste im ganzen Land? Akelei oder Edelweiss?
Wegweiser für Riesen: doch ein Märchenwald?

Nach 2 1/2 Stunden erreichen wir Dom na Komna, zwei Möglichkeiten stehen zur Auswahl: entweder gehen wir eine 5-stündige Etappe weiter, müssen dann allerdings eine Stunde absteigen um zu einer (teuren) Unterkunft im Skigebiet zu gelangen. Oder wir lassen uns hier gemütlich durch den Tag dümpeln und gehen dann Morgen wieder zwei Etappen, können uns jedoch den Hütten Ab- und Wiederaufstieg schenken.

Berghütte Dom na Komna

Bei Omletten-Frühstück entscheiden wir uns für die Variante hier bleiben und dafür Morgen gut erholt wieder eine lange Tour zu wagen.

Dom na Komna – Črna Prst (9 h / 1000 M aufwärts / 700 M abwärts / 19.1 km)

Bei der heutigen Nacht auf Samstag ist wieder mal richtiges SAC-Hüttenfeeling angesagt. Nach 22 Uhr treffen noch die letzten Nachtwanderer ein, füllen jedes freie Bett und diskutieren laut und slowenisch was auch immer. Kurz und heftig schlafen ist gefragt! Bereits vor 7 Uhr sind wir abmarschbereit und wir packen die 2 Etappen nach Črna Prst mit ca. 9 h Wanderzeit auf die Beine.

Auf den ersten Kilometern in der Hochebene verdecken uns Lärchen- und Föhrenwälder die Sicht auf den Weg. Umso eindrücklicher ist die dichte und abwechslungsreiche Flora im Unterholz.

Blühender gelber Enzian im Dickicht
Nebelmeer im Tal: erste Herbstboten?
Gipfel, Mond und Lärche

Beim Gipfel ‚Vogel’ und den Bergbahnen sammeln sich die Wanderer wieder konzentrieter, aber wir spüren, dass wir uns langsam aus dem Hotspot Triglav entfernen. Auch der Weg wird anspruchsvoller und entsprechend einsamer.

Halbvogel auf Halbgipfel
Wandervogel ohne Gipfel

Der zweite Teil des Weges führt auf einem luftigen und aussichtsreichen Grat, begleitet von Tausenden von Edelweissen.

Edelweiss am Laufmeter
Kaum ist ein Gipfel um- oder übergangen kommen schon die nächsten zum Vorschein: ein richtiges Gipfeltreffen

Die Aussicht ist grandios, der Triglav beobachtet uns fast den ganzen Tag aus der linken Ecke, heute sogar ohne Nebelfahne. Die Sicht ans Mittelmeer bleibt uns aufgrund des Dunstes noch verwehrt, aber lässt sich erahnen.

Triglav im Hintergrund
Triglav im Vordergrund

Unser Nachtlager auf dem ‚Dom Zorka Jelinčiča na Črni Prsti‘ bietet eine herrliche Rundsicht auf die Julischen Alpen sowie den weiteren Verlauf der Via Alpina. Eigentlich alles was wir heute schon gesehen haben.

Auch die Aussicht aus dem Zimmerfenster ist auf denjenigen, den wir heute schon gesehen haben
Abendstimmung mit Blick zurück auf die gewanderte Bergkette
Genialer Platz auf dem Bergkamm
Črna Prst – Porezen (6 1/2 h / 870 M aufwärts / 1090 M abwärts / 15.6 km)

Heute Sonntag wandern wir aus dem Nationalpark heraus und sind nicht unglücklich darüber, obwohl er landschaftlich wirklich sehr eindrücklich ist. Aber es ist wie bei uns: je touristischer die Gegend umso anonymer die Menschen. Auf der Hütte am Črna Prst fühlen wir uns erstmals seit Tamar wieder so richtig herzlich willkommen und es entstehen Gespräche mit Einheimischen. Auch aus den Kochtöpfen springen wahre Leckerbissen.

Bereits auf dem Abstieg des Črna Prst mit Blick zurück zur Hütte

Unser Tagesziel von Sonntag liegt direkt gegenüber in Sichtweite, aber eben, es verläuft wieder Mal ein Tal dazwischen. Wir sind uns ja ans rauf und runter gewohnt, oder brauchen wir es schon? Die Julischen Alpen zeigen sich nochmals in der Ferne und werden mit jedem Blick zurück winziger. So hoch hinaus werden wir die nächsten Tage nicht mehr kommen!

Auch heute gibts einen Gipfel gratis dazu: Vrh Bače

Auf dem Pass bei Petrovo Brdo haben wir für heute Mittag mit Fiona und Timon abgemacht, um ein paar Ferientage gemeinsam in Slowenien zu erleben. Doch Slowenien hat vor zwei Tagen die Schweiz auf die Liste der Länder gesetzt, welche bei Einreise für 10 Tage in Quarantäne müssen. Wirklich schade, wir haben uns sehr auf den Besuch und die Abwechslung vom Wanderalltag gefreut!

Hier hätten wir Fiona und Timon getroffen: wir umarmen euch aus der Ferne

So ist für uns klar, dass wir unseren Weg ohne Break fortsetzen und durch den Wald wieder aufsteigen, bis wir Porezen erreichen.

Sind wir schräg oder die Bäume?

In Richtung hoher Berge donnert es schon in allen Grautönen und wir sind froh, nicht noch in den Flanken von gestern rumturnen zu müssen. Nach kurzem Regen ist es sofort wieder heiss und wir geniessen die ruhige Terrasse, welche wir fast für uns alleine haben.

Trotz Regen am Schermen bei Porezen mit Blick zurück auf Črna Prst
Heute ist Frauenwaschtag

Ab Morgen werden wir vermehrt über Grashügel und durch Wälder streifen, auch ‚Schlafen im Zelt‘ wollen wir wieder regelmässig anwenden. Jetzt sind wir so richtig in Slowenien angekommen. Der Gastgeber auf der heutigen Hütte kommentiert unsere Wanderpläne mit einem schmunzelnden ‚Fantasia‘. Wir träumen unsere Fantasie weiter, bei guter Wegfindung werden wir in rund zwei Wochen in Kroatien einmarschieren.

Von Trenta nach Porezen

3 Kommentare

Timon und Fiona · August 11, 2020 um 09:12

En herzliche Knuddel us de Schwiiz. 🥰
Mir sind gedanklich bi eu in Slowenie.

Reini Wick · August 9, 2020 um 21:52

Ihr vollbringt ja Monsterleistungen!
Wobei Monster nicht negativ gemeint ist.
ALLES LIEBE UND GUTE AUF EUREM WEITERWEG wünsche ich Euch von ❤️

Pia · August 9, 2020 um 21:44

Wunderbare Fotos! Und eindrückliche Schilderungen eurer Erlebnisse. In den USA könnt’s nicht besser sein :-).
Weiterhin frohes Weiterkommen
Pia

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