Zeitgleich mit dem ersten Besucher verräumen wir unser Zelt an diesem Sonntagmorgen bei der Kapelle Freienbühel. Wir sind richtig früh unterwegs, steigen hoch zur Bergstation Kreuztal und nehmen den Woody Walk. Toller Holzerlebnisweg für Kinder, so früh am Morgen können wir hemmungslos selber nochmals Kinder sein.
Wir kommen heute richtig zügig vorwärts, die Wege sind leicht zu gehen und unsere Beine sind nun wirklich gut eingelaufen. Das eindrückliche Panorama des Puez-Geisler-Natur-Parks hält sich konstant auf unserer Rechten.
Bereits kurz nach dem Mittag überqueren wir das Würzjoch und befinden uns nun in der Region der ladinischen Sprache. Dolomitenladinisch bezeichnet man eine Gruppe romanischer Dialekte, die in mehreren Alpentälern Oberitaliens gesprochen werden (Wikipedia). Offizielle Schilder wie z.B. Ortsschilder sind nun in drei Sprachen angeschrieben (deutsch, italienisch, ladinisch).
Auf dem Weg ins Tal in Richtung St. Martin in Thurn finden wir trotz mehreren Abstechern ins Nirgendwo keinen Platz für unser Zelt. Sollen wir nun auf der anderen Talseite nochmals hochsteigen mit der Hoffnung, etwas Passendes zu finden? Wir entscheiden uns etwas schweren Herzens für ein Hotelzimmer, denn eigentlich sind wir sehr wohl im Zelt und schlafen regelmässig etwa 10 Stunden.
Blauer Himmel am Montagmorgen! Es ist ein gelungener Start in die neue, wievielte Woche? Für uns beginnt sie mit einem milden Passübergang nach San Vigilio.
Im Winter ist San Vigilio Teil des bekannten Skigebietes Kronplatz. Entsprechend touristisch ist die Region. Wir ziehen direkt weiter Richtung Pederü. Fast endlos führt der Weg dem gut gefüllten Bach entlang, eingeklemmt zwischen eindrücklich gefärbten Felsformationen, bis diese sich in hufeisenform am Ende des Tals zu einem immensen Kessel vereinigen.
Dort zu hinterst im Tal steht ein wunderschönes Berggasthaus, öffentlicher und privater Verkehr haben uneingeschränkten Zutritt und somit erklären sich auch die enormen Menschenaufläufe, wie Ameisen wuseln sie haufenweise herum. Dennoch kann sich der Charme von Pederü erhalten!
Um 5 Uhr morgens zieht überraschend ein Gewitter über uns hinweg, das Donnergrollen spielt mit der imposanten Echowirkung in diesem Gebirgskessel. Als wir den Dienstag um 7.30 Uhr dann zum zweiten Mal beginnen, zeigt sich der Himmel bereits wieder in enzianblau.
Wir stechen 500 HM aufwärts einer Strasse entlang, welche 1966-69 durch das Militär angelegt wurde und in mehreren engen Kehren das enge Couloir hochführt um die zahlreichen Rifugios und Berggasthäuser zu erschliessen.
Erstaunlich, dass in dieser Gegend eigentlich alle Berghütten mit Auto erreichbar sind, allerdings in der Höhe nur noch mit Spezialbewilligung.
Nach der Kofelseehütte mit gleichnamigem Gipfelziel verlassen wir den Touristen-Hotspot um den Pragser Wildsee und wandern auf einem wunderschönen Höhenweg recht einsam weiter.
Mit einer langsam anrollenden Wetterfront im Genick bereits um die Mittagszeit müssen wir dann auch tatsächlich die Regenkleidung montieren.
Viel Wasser hat‘s nicht gegeben, dafür gibts am Nachmittag in der originellen Rossalm einen Snack.
In der Zwischenzeit zeigt sich sogar die Sonne wieder zögerlich und das leuchtende Orange des Felssturzes von 2016 am Kleinen Gaisl ist noch eindrücklicher.
Unser Tagesziel Plätzwiese ist schon bald in Reichweite und eine wirklich lohnenswerte Tour ist neu in unseren Kopfbildern abgespeichert. Zum Abschluss können wir schon einen ersten Blick auf die Dreizinnen erhaschen, dort wollen wir Morgen hin.
Auch das Mittwochswetter ist etwa so unvorhersehbar wie unsere Wege. Dennoch begrüsst uns der Morgen sehr freundlich mit richtigem Cappuccino.
Eine höhenmeterreiche Etappe erwartet uns heute, obwohl wir in Luftlinie mit einem Katzensprung bei der Dreizinnenhütte sein könnten. Aber eben, Täler wollen nicht überflogen werden, ausser man ist ein Rotschwänzchen oder so. Deshalb gilt für uns: Aufstieg bis kurz vor den Strudelkopf, angenehmer und doch eindrücklicher Abstieg nach Landro, langgezogener Aufstieg mit zunehmender Steigung im Schlussbouquet zur Dreizinnenhütte und dann nochmals ein Abstieg zur Talabschlusshütte bis kurz vor Sexten.
Auch heute rollt eine dunkle Front aus Westen an, plötzlich ist der Berg wie leergefegt und die Lichtspiele am Himmel wollen immer nochmals fotografiert werden. Aber ähnlich wie gestern nimmt das Donnerwetter einen anderen Weg und bald schon zeigt sich der Himmel wie aufgeräumt.
In diesem Gebiet erinnert noch Vieles an den Dolomitenkrieg im ersten Weltkrieg, Klettersteige aus dieser Zeit werden heute touristisch genutzt.
Für uns sind die Dolomiten-Wanderungen somit abgeschlossen, Morgen wechseln wir die Talseite um auf dem Karnischen Höhenweg weiter zu wandern, so Wetter will. Wir sind beeindruckt von der Bergwelt in den Dolomiten, diese einzigartigen Formationen und Farben des Gesteins im Wechsel mit den lieblichen Almen haben uns tief beeindruckt und in den Bann gezogen.
1 Kommentar
Hansueli & Mirjam · Juli 24, 2020 um 12:34
Super Sach, danke vielmol för eueri interessante und idrücklichä Bricht. Viel Spass und hebet eu Sorg glg Humi