Heute Mittwoch geht wieder unser Alltag los – der Wanderalltag! Wir können uns noch gar nicht vorstellen, wieder arbeiten zu gehen und die Aussichten auf weitere Erlebnisse bilden eine lila Gedankenwolke. Die letzten Tage haben wir uns nochmals mit der Route befasst und sind dabei auf den Südalpenweg gestossen. Tönt gut und führt an der italienisch-österreichischen Grenze über die Alpen nach Slowenien. Genau was wir wollen.

Route des geplanten Südalpenweges

Wir füllen unsere Bäuchlein nochmals am einladenden Frühstücksbuffet, dann füllen wir in Lana unsere Rucksäcke mit Essvorräten und Euros und danach gelangen wir total erfüllt über den steilen Anstieg nach Vöran. Zuerst noch etwas zaghaft aber bald sind wir wieder im konstanten Schritt-für-Schritt-Modus.

Blühender Kaktus am Wegrand nach Vöran

Über langezogene Wege mit leichtem Anstieg gehts weiter, die Suche nach einem Schlafplatz gelingt erst kurz vor dem Joch zum Übergang auf die andere Talseite. Bei sanftem Regen suchen wir Schutz im lichten Tannenwald und kochen uns das Waldmenu halt wieder selber. Aber es schmeckt fast so gut wie der Fünfgänger im Hotel.

Zurück im Draussen-Alltag

Das Klopfen des Spechtes spielt für uns am Donnerstagmorgen Wecker, eine Spinne hat über Nacht im Zelt ein Netz gespannt. Die Waldameisen belagern uns beim Frühstückskaffee. Tierisches Erwachen! Es ist jedesmal wieder ein kleiner Abschied vom Schlafplatz und wir fragen uns jeweils, wo und auch wie wir die nächste Nacht verbringen werden.

Bald schon überqueren wir einen ersten namenlosen Übergang Richtung Sarnthein.

Pass ohne Name aber mit vielen Wegen
Beim Übergang zur Auener Alm

Bei der Auener Alm gönnen wir uns Cappuccino und Kuchen um unser Gemüt zu erhellen, denn der Himmel verdunkelt sich zunehmend und erste Regentropfen lassen nicht lange auf sich warten.

In Sarnthein erledigen wir unsere Einkäufe und steigen dann gleich wieder auf den Bergweg, welcher uns in fast 1500 HM auf die Sarner Scharte führt. Leichte Regenschauer wechseln sich ab mit sonnigen Abschnitten, entsprechend schwitzig ist der Aufstieg.

Für einmal Wurzelhocker
Auf den höchsten Punkt links wollen wir noch heute

Wir erreichen den Gipfel etwa zeitgleich mit dem Nebel, der spielt uns einen schönen Streich.

Im Schlussspurt hat der Nebel uns eingeholt

Da schon bald 18 Uhr ist, entscheiden wir, auf dem Hochplateau zu übernachten und hoffen auf tolle Aussicht beim Erwachen am nächsten Morgen. Ein Specht wird bestimmt nicht Tagwacht einklopfen können, denn wir sind deutlich über der Baumgrenze.

Auf 2500 MüM für kurze Zeit nebelfrei

Es reicht gerade, um trocken unsere Gorgonzola-Gnocchi zu verspeisen, da setzt schon wieder der Regen ein und hilft mit beim Abwasch. So verkriechen wir uns bereits um 20 Uhr im Zelt und lauschen den verschiedenen Geräuschen, welche sich mit dem regelmässigen Pochen des Regens vermischen. Kaum eingeschlafen, will der Wind auch mittönen, böenartig bläst er uns die ganze Nacht knisternd und zischend Geschichten um die Ohren bis uns die Haare zu Berge stehen.

Zum Glück lässt der Wind mit der Morgendämmerung nach und wir können das Schlafzimmer ohne Verlust zusammenpacken.

Schlafzimmer zusammenpacken mit Rückenwind
Badezimmer ohne Heizung

Der Morgen ist frisch, auf jeden Fall frischer als wir. Leicht zerknittert und ohne Morgenkaffee ziehen wir weiter. Bereits nach einer halben Stunde erreichen wir den höchsten Punkt der heutigen Tour. Den Gipfelschnaps lassen wir aufgrund der Tageszeit jedoch freiwillig weg.

Erster Gipfel um 8.30 Uhr: Villanderer Berg

Wir freuen uns auch heute wieder über die zahlreichen Alpwirtschaften und halten uns an das ungeschriebene Gesetz der Notlage: nur wenn man wirklich in Not ist (z.B. aufziehende Gewitter), sollen Einkehrmöglichkeiten umgangen werden. So verwöhnen wir uns beim ungeplanten Frühstückshalt beim Totensee (heisst wirklich so).

Verwöhnfrühstück

Gestärkt ziehen wir weiter über ein liebliches Hochmoor, die Wolken zeigen uns ein unterhaltsames Wechselspiel am Himmel.

Angenehmer Anstieg im Hochmoor

Gegen Mittag erreichen wir das Latzfonser-Kreuz, gerne verlassen wir die Menschenansammlung wieder und bereits nach der ersten Wegbiegung befinden wir uns wieder in der Bilderbuch-Einsamkeit der Bergwelt.

Latzfonser-Kreuz
Fortschellscharte

Wir beissen nochmals, nicht nur ins Brot und den Landjäger. Der Weg wird anspruchsvoller und fordert gute Konzentration. Die West-Dolomiten mit den markanten Spitzen erweisen sich für heute als treue Begleiter.

West-Dolomiten: immer im Blick

Beim letzten Gipfel für heute werfen wir uns doch noch in Regenmontur und auch der Wind bläst uns beinahe vom Weg.

Königsanger: Gipfel für Königskinder
Blick vom Königsanger mit Regenbogen in Richtung Brixen

Glücklich erreichen wir nach einer halben Stunde das Rifugio Radlsee. Wir können nicht widerstehen: tolle Aussicht auf die Dolomiten, Doppelzimmer, einzige Übernachtungsgäste, Duschmöglichkeit, sympathische Wirtsleute: somit ist klar, das Doppelzimmer mit Aussicht ist gebucht!

Radlseehaus-Terrasse
Blick von der Radlseehaus-Terrasse auf die Dolomiten

Es war eine gute Idee, auf der Hütte zu übernachten, denn der stürmische Wind hat sich erst gegen Samstagmorgen gelegt.

Ausgeruht und gestärkt gehts weiter
Vom Hundskopf Blick auf Radlsee mit Hütte

Zudem können wir den Abstieg nach Brixen ausgeruht und aufkalorisiert marschieren, denn es sind doch 1700 Abwärts-Höhenmeter.

Auf der Baumgrenze

Pünktlich mit dem Zwölfuhr-Schlag des Doms sind wir im Zentrum des hübschen Touristenstädtchens.

Brixen: sehenswertes Städtchen

Nachdem wir in Brixen etwas rumtrödeln und unseren Futtersack noch aufpeppen brauchen wir schon ein bisschen Überwindung, um auf der gegenüberliegenden Talseite wieder hochzusteigen. Es werden dann doch noch 1200 HM.

Rumtrödeln in Brixen

Wir schlafen wieder einmal bei einer Kappelle, viele Varianten haben wir beim Aufstieg nicht entdeckt. Hoffen wir einfach, dass nicht ausgerechnet am morgigen Sonntag ein kirchlicher Anlass zu früher Stunde gefeiert wird!

Kapelle Freienbühel
Von Tscherms bis Brixen / Kapelle Freienbühel

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