Vermosh (ALB) – Štavna (MNE) / Tagesmotto: Halbzeit

7 1/2 h / 1360 M aufwärts / 710 M abwärts / 23 km

Ajde ajde auf die Via Dinarica! Und zugleich sind wir wohl etwa in der Halbzeit unseres Wandersommers. Die Zeit rinnt uns viel zu schnell zwischen den Zehen davon.

Schluss mit Herumhängen, weiter gehts mit der zweiten Hälfte und zugleich zurück auf die Via Dinarica

Wir folgen dem Vermosh-Tal weiter aufwärts und die zahlreichen Hausschweine ausser Haus verabschieden uns ohne grossen Klamauk, man könnte sagen fast schon desinteressiert, aus Albanien.

Wir gehen bis zum Ende des Vermosh-Tales

Weiter gehts dem Fahrsträsschen hoch und schon bald stehen wir im Nirgendwo in Montenegro. Unverkennbar, wir sind zurück auf der Via Dinarica!

Zurück auf der Via Dinarica und auch in Montenegro
Beim Zahnarzt? Nein, das im Bach erfrischte T-Shirt hinterlässt auch bei harten Kerlen Emotionen

Montenegro ist mit etwa 625’000 Einwohnern und einer Fläche von 13’812 Quadratkilometern einer der kleineren Staaten Europas. Die Hauptstadt und größte Stadt ist Podgorica. Hauptwirtschaftszweige sind der Dienstleistungssektor und der Tourismus, vor allem an der montenegrinischen Küste.

Montenegro ist unter anderem Mitglied der Vereinten Nationen und Beitrittskandidat der Europäischen Union; es verwendet den Euro als Währung.

Das im Jahr 1992 nach dem Austritt Kroatiens und Sloweniens aus dem Staatsverbund abgehaltene Referendum über den zukünftigen Status Montenegros entschied über den Verbleib Montenegros in der Bundesrepublik Jugoslawien. Erst im Mai 2006 wurde schließlich eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Staates Montenegro abgehalten. Darauf hatten sich die Regierung und die Opposition nach längerem Streit geeinigt. Die geforderte 55%-Mehrheit wurde ganz knapp erreicht und Montenegro erlangte die Unabhängigkeit von Serbien (Quelle Wikipedia).

Karte von Montenegro

Ungefähr dem GPS-Track folgen wir den einladenden Buchenwald hoch, recht gelassen, denn wir wissen ja, dass diese Spur gut funktioniert. Und so sind wir wenig überrascht, als wir dann nach rund einer Stunde die Bäume hinter uns lassen und an verlassenen Alpen (Katun) vorbei über die total ausgetrockneten Grashügel weiter aufwärts halten.

Gelassen steigen wir weglos den wunderschönen Buchenwald hoch, wir wissen ja, dass die GPS-Spur uns an den gewünschten Ort führt
Der Buchenwald ist auch ohne Weg recht einfach zu durchstreifen, das Vermosh-Tal ist bereits wieder weit unten

Nach einer weiteren Stunde über wegloses Gelände erreichen wir dann ein erstes Kiessträsschen und auch der Kom Kučki posiert in seiner vollen Grösse.

Der Kom Kučki macht auch heute eine gute Figur

Bei der kleinen Kapelle möchten wir uns etwas vor den starken Windböen verstecken, doch sie finden uns überall und entsprechend kurz fällt die Mittagspause aus. Hunger verspüren wir sowieso keinen, im Peraj sind wir ausgezeichnet gemästet worden.

Die zweite Hälfte des Wandersommers ist eingeläutet

Nach der Kapelle verlassen wir die Original-Route der VD, denn parallel zum Strässchen entdecken wir einen Wanderweg. Der Aufstieg zum Provusa-Pass drückt dann schon nochmals einige Schweisströpfchen heraus, doch die tollen Bilder in die Bergwelt lassen uns die Anstrengung bald vergessen. Aber alles vergessen wir nicht, einen Schluck Rakija gönnen wir uns!

Auf dem Provusa-Pass sind wir schon wieder recht ‚high‘
Höhenluft und Rakija sind die perfekte Kombination um Inspirationen wachsen zu lassen

Auf die Gipfelbesteigung zum Kom Kučki verzichten wir, den haben wir bereits in unserem Repertoire.

Von nun an gehts abwärts, allerdings nicht mit uns, sondern nur mit dem Weg

Ab nun gehts abwärts, also nicht mit uns nur mit dem Weg, wie aus einem Wander-Hochglanz-Prospekt zeigt sich die Live-Kulisse.

Tolle Kulisse beim Abstieg nach Štavna
Heute nochmals in steinigem Gebiet bevor wir dann ab Morgen auf Montenegros Hochebenen herum turnen werden
Štavna ist heute vor allem ein Touristenziel, die ursprüngliche Alpwirtschaft macht nur noch einen kleinen Teil aus

Im Eko Katun Štavna ist doch tatsächlich noch ein Chalet frei, der Wirt hat uns letzten Herbst im bereits geschlossenen Katun bei ausgedehnten Gesprächen zu Getränken eingeladen, so ist klar, dass wir uns nun revanchieren und uns gemütlich installieren.

Das Eko Katun Štavna ist eine Wohlfühl-Oase
Das gemütliche Chalet ist heute unser Zuhause
Štavna – Šiško Jezero / Tagesmotto: denn sie wissen was sie tun

8 1/2 h / 1080 M aufwärts / 1120 M abwärts / 33.4 km

Über Nacht hat sich der Nebel ganz ruhig und heimlich eingeschlichen und die Landschaft ist nur mit viel Fantasie zu erahnen. Wir rechnen damit, in etwa 8 Tagen die 200 km durch Montenegro zu wandern. Denn wir wissen ja, was wir tun und das erleichtert einiges, killt aber auch etwas die Spannung.

Über Nacht hat sich der Nebel heimlich eingeschlichen

Bald erreichen wir den Passübergang Trešnjevik, und noch balder beginnt es zu tröpfeln. In Regenmontur folgen wir den Alpstrassen und mehrere voll besetzte Off-Road-Jeeps sind auch auf der Piste. Die Alpen sind sehr belebt, Hühner, Schweine, Ziegen, Hunde, Kühe, Schafe, Pferde, Katzen und auch Menschen begrüssen uns in jeweils ihrer eigenen Sprache beim vorbei gehen.

Bald schon beginnt es zu tröpfeln, es hat hier seit zwei Monaten nicht mehr geregnet

Um die Mittagszeit sind wir bereits in Vranjak und der Regen setzt wieder stärker ein. Keine besonders schöne Alp, das Skigebiet hat der Natur einige Narben zugefügt und weitere sind noch im Entstehen. Doch das Katun Vranjak ist sehr authentisch und liegt etwas abseits. Für uns ist es der richtige Moment, um uns bei Suppe und Tee aufzuwärmen. So schnell kann das Empfinden wechseln, gestern haben wir noch geschwitzt wie im Fegefeuer und heute fühlen wir uns an, wie wenn wir in einem feuchten Naturkeller eingelagert worden wären.

Die Katun Vranjak mit vielen authentischen Hütten zum Übernachten
Warme Getränke und Speisen sind heute gefragt

Die Wolken lichten sich und so zwängen wir uns wieder in die nassen Schuhe und ziehen weiter. Kaum nähern wir uns dem Zekova Glava sind wir wieder umhüllt von dicken Nebelschwaden. Um den Gipfel ist es nicht schade, denn er muss umgangen werden da er sich auf militärischem Sperrgebiet befindet.

Nicht einmal die Antenne auf dem Zekova Glava 2122 MüM ist zu erkennen, der Nebel ist so dicht

In den Schuhen sammelt sich immer mehr Wasser, und hätten wir keine Bilder im Kopf, wüssten wir überhaupt nicht, wo wir durchwandern.

Für die Natur ist der Regen ein Segen, für unsere Füsse eine feuchte Geschichte

Plötzlich sehen wir zwei junge Männer etwas ratlos auf der Wiese stehen, allerdings hält sie der Nebel lange verdeckt. Die beiden Franzosen sind auch am Wandern und orientieren sich mit Hilfe einer physischen Wanderkarte. Nicht so einfach, wenn nicht alle eingezeichneten Wege vorhanden sind und nicht alle vorhandenen Wege auf der Karte abgebildet sind. Eigentlich haben sie keinen Plan mehr, wo ihre geplante Route durchführt. Aber sie möchten auch zum Šiško Jezero, so wie wir und hängen sich an unsere Fersen.

Für uns ist Feierabend am See, die beiden Jungs gehen noch weiter, hoffentlich wissen sie was sie tun. Obwohl wir schnell sind im Zeltaufbauen, fühlen sich sofort alle unsere Sachen feucht an. Die Socken und die Schuhsohlen lassen eine braune Brühe von sich beim Auswinden. Doch im Schlafsack mit trockenen Socken, Keksen und anderen süssen Snacks fühlen wir uns ganz schnell kuschlig-wohl. Um 20 Uhr ist natürliches Lichterlöschen und wir träumen von wärmenden Sonnenstrahlen.

Der idyllische Zeltplatz am Šiško Jezero kommt heute nicht so zur Geltung
Aber im warmen Schlafsack ist es überall gemütlich
Šiško Jezero – Berghütte Ckara / Tagesmotto: Oh du goldigs Sünneli

8 h / 1300 M aufwärts / 1340 M abwärts / 28.6 km

Was gibt es Schöneres, als direkt aus dem warmen Schlafsack in triefend-nasse Schuhe zu schlüpfen? So einiges! Aber immerhin hat sich der Nebel verzogen und die ersten Sonnenstrahlen scheinen sich für einen erneuten Auftritt in Pose zu werfen. Genau so, wie es unser Wetter-App yr.no vorausgesagt hat. Ein bosnischer Wanderer hat uns letztes Jahr dieses norwegische Wetter-App empfohlen für diese Region und es stimmt erstaunlich gut!

Die Morgenstimmung entschädigt uns für die nassen Füsse
Der goldene Nebel tanzt noch auf der Wasseroberfläche des Šiško-Jezero
Romantischer Platz: Šiško Jezero
Blick zurück auf den gestern im Nebel versteckten Zekova Glava

Die Luft hat deutlich abgekühlt, erstmals wandern wir mit Handschuhen los. Erst rund drei Stunden später bei der Berghütte Zambas, um halb zehn, wird es wärmer und wir nutzen die Sonnenwärme, um unseren gesamten Rucksackinhalt zu trocknen. Wir werden uns hüten, über die Hitze zu lästern, denn nass und kalt ist definitiv die unangenehmere Version beim Weitwandern.

Bei der verschlossenen Berghütte Zambas nutzen wir die Sonnenstrahlen um unser Material zu trocknen
Die Luft hat deutlich abgekühlt, der Herbst winkt schon mit dem Totholz

Bis zur Kleinstadt Mojkovac gehen wir auch heute wieder mehrheitlich auf Fahrspuren, teilweise über die Wiesenhügel, aber auch lange Strecken durch den ausgebeuteten Wald. Alte Baumbestände sind rar und zusätzlich wird in dieser Gegend ein Skigebiet ausgebaut, nichts Schönes für unsere Augen.

Der Weg führt oft den Fahrspuren entlang, zügiges Vorankommen garantiert
Viele kleine Alpbetriebe sind über die Hügel verteilt

Doch in Mojkovac wissen wir genau, wo wir etwas Schönes für unsere Augen aber vor allem auch für unsere Bäuche bekommen. Im Restoran Most direkt bei der Brücke futtern wir wie im Schlaraffenland und hoffen, dass etwas Fett sich an den Rückenwirbeln von Thomas ansetzt, denn wie auch schon im letzten Sommer, hat sich von der Rucksackreibung eine offene Stelle gebildet.

Mojkovac: im Restoran Most bei der Brücke füllen wir unsere Energiespeicher

Es ist bereits nach 16 Uhr als wir wieder aufbrechen. Der Aufstieg durch den Wald über die Hügelkette ist teilweise etwas überwachsen, aber er funktioniert. Als wir oben aus dem Dickicht auf das Fahrsträsschen treten sitzt da jemand schuhlos neben seinem grossen Rucksack. Der Deutsch-Ecuadorianer Pierre wandert auch Teile der VD und mit ihm treffen wir bereits in unserer 1. Woche auf der VD einen Gleichgesinnten, das ist wirklich eine Überraschung!

Pierre ist auch auf der Via Dinarica unterwegs und er ist unsere erste Trail-Begegnung aber auch wir sind für ihn die ersten Hiker welche er trifft!

Wir geben dann nochmals etwas Schub und erreichen noch vor dem Eindunkeln den natürlich verschlossenen Planinarski Dom Ckara, aber einen Platz für‘s Zelt hat es allemal.

Im sanften Abendlicht und bei abgekühlten Temperaturen lässt es sich locker aufsteigen
Berghütte Ckara – Zabojsko Jezero / Tagesmotto: Ein Hoch auf die Ebenen!

7 h / 640 M aufwärts / 740 M abwärts / 23.1 km

Die Tage werden spürbar kürzer. Als unser Wecker wie gewohnt bei Zeltnächten um 5.30 Uhr die Bronski Beats auf uns los lässt, mag die Sonne noch nicht über die Bergspitzen leuchten. Das Timing passt, gemeinsam mit ihr machen wir uns dann auf den Weg.

Die Sonne geht auf und wir weiter

Gefühlt ewig folgen wir der Kiesstrasse höher und höher, das sanfte Morgenlicht wechselt zu einem grellen Himmel und die endlosen Hochebenen auf rund 1700 MüM mit der zerfurchten Oberfläche lassen uns mehrere Stunden sorgfältig über das steinige Gelände hüpfen. Ganz so eben sind diese Hochebenen ‚eben’ doch nicht!

Im sanften Morgenlicht
Die Sonne steigt höher und lässt die Farben leuchten

Zu Beginn ist die Landschaft noch von einfachen Alpbetrieben geprägt, Kuhfladen- und Schafskot- Slalom ist angesagt. Die Herdenhunde sind mehrheitlich angekettet, denn die Schafe sind um diese Zeit noch eingezäunt. Aber regelmässig bellt sich ein kleiner Wadenbeisser beinahe sein Stimmorgan aus dem Leib und zeigt angriffslustig seine Zähne.

Viele kleine Alpbetriebe sind noch belebt

Doch sobald die Strassen enden, ist auch mit zivilisiertem Leben Schluss. Nur noch Mäuse, Eidechsen und unzählige Insekten sind auch unterwegs. Das GPS weist uns an einigen Stellen die Richtung, doch mehrheitlich können wir uns von Markierung zu Markierung hangeln.

Die Wegfindumg ist mehrheitlich klar, nur an wenigen Stellen ziehen wir unser GPS zu Rate

So richtig heiss fühlt es sich nicht an, eine erfrischende Brise weht über die Hügel. Doch der Zabojsko Jezero wirkt so einladend, dass wir nicht widerstehen können. Unsere muffigen Kleider haben die Wäsche sogar noch nötiger als wir! Ein weiterer Traumplatz fast ohne Publikum.

Zabojsko Jezero: Traumplatz mit wenig Publikum
Wir aber vor allem auch unsere Kleider haben ein Bad dringend nötig

Ganz nah liegt die Bar & Koliba Zabojska, letzten Herbst haben wir hier vor verschlossenen Türen unsere zweitletzte Zeltnacht verbracht und sind knapp der Winterstarre entkommen. Eigentlich möchten wir nur etwas essen, denn unser Kalorienbedarf hat unheimliche Dimensionen angenommen. Doch wir können dem Charme der Hüttchen nicht widerstehen und gönnen uns frühen Feierabend. Unsere Wandermotivation am 8. Tag in Folge ist heute sowieso recht dünn gesät. Das muss sich in den nächsten Tagen nochmals bessern wenn wir unsere Pläne einhalten wollen!

Für eine Nacht im Hexenhäuschen
Zabojsko Jezero – Zabljak / Tagesmotto: mit Rakija gehts nicht besser aber länger

8 h / 780 M aufwärts / 860 M abwärts / 32.3 km

Während die Schafböcke um das einfache Sommerhaus unserer Gastgeber die Hörner wetzen, sitzen wir in der einfachen Wohnstube und trinken einen türkischen Kaffee mit hausgebranntem Beigemüse. Die Loslauf-Motivation ist doch gleich eine andere als gestern.

Die Schafböcke wetzen ihre Hörner und wir unsere Loslauf-Motivation

Der Tag ist nochmals vom endlosen Blick über die Hochebenen geprägt, doch ein Gipfel ist heute auch dabei. Der Veliki Kurozeb brilliert nicht mit seiner Höhe, eher mit seinem überwuchertem und unwegsamen Gelände. Doch die Aussicht ist grandios und wir sehen endlich wieder etwas mehr als nur unebene Ebenen.

Die Hochebenen prägen nochmals den heutigen Tag
Die Farben sind schon recht herbstlich
Veliki Kurozeb 1886 MüM
Endlich wieder ein Gipfel!

Der Abstieg vom Kurozeb ist dann nochmals weglos, doch bald schon wird die Spur immer deutlicher, bis sie in eine Kiesstrasse mündet. Dann beginnt die Fleissarbeit, bis Zabljak fehlen noch einige Kilometer.

Der Abstieg geht dann zügig, doch dann beginnt die Fleissarbeit

Am Zminičko Jezero herrscht Hochbetrieb, aber es ist Mittagszeit und wir sind wieder einmal hungrig.

Wer hat‘s erfunden? Die Bündner oder die Montenegriner?

Nach der langen Pause müssen wir nochmals in die Strasse beissen, wortwörtlich. Die gut gemeinte Ansporn-Crew gibt zwar alles, aber die Motivation des Morgenrakija ist schon lange verpufft und nicht einmal mit einer Ovi möchten wir heute noch länger. Es zieht sich wieder einmal zäh in die Länge. Doch mit jedem Schritt kommt das Durmitor-Gebirge näher und wir freuen uns, Morgen eine uns noch unbekannte Strecke über den Bobotov Kuk in Angriff zu nehmen.

Die Ansporncrew lässt uns bald im Stich
Im Hintergrund steht das Durmitor-Gebirge bereit, für Morgen ist eine Alternative über den Bobotov Kuk geplant
Nicht einmal mit einer Ovi möchten wir heute länger
Vermosh (ALB) – Zabljak (MNE)

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