Kurz vor Gari – Lazaropole / Tagesmotto: Geld regiert die Welt
Ein mystischer Morgen empfängt uns, einige Regentropfen sind in der Nacht gefallen und bei einem ersten Inspektionsblick aus dem Zelt um 5 Uhr liegt die Umgebung in herbstlichem Nebel, doch ab 7 Uhr, als der Wecker weckt, ist schon mehr blau als grau zu sehen.
Der Abstieg nach Gari ist in etwa zwei Stunden geschafft. Zuerst nochmals weglos durchs nasse Gras und dann weiter über Kiesstrassen. Um eine eingezäunte Schafherde machen wir dann freiwillig einen grossen Bogen, etwa sieben Herdenhunde finden es unnötig, dass wir durch ihr Revier spazieren. Akzeptiert!
Im hübschen Bergdorf Gari ist das Restaurant tatsächlich geöffnet und für Geld gibts einen Gegenwert. Kaffee und Omlette zum Beispiel. Manchmal tragen wir tageweise Geld über die Berge ohne Möglichkeit, dieses auszugeben. Hätten wir gewusst, dass dieses sympathische Dörflein sogar Gästebetten anbietet, wer weiss, vielleicht hätten wir die zwei Stunden noch durchgebissen. Aber hätte würde wäre ist etwas für Unentschlossene und nicht für uns!
Von einem Mazedonier, welcher nun seit 13 Jahren in Frankreich lebt und seine Ferien mit der Familie hier verbringt, erfahren wir, dass die Bergdörfer in dieser Region in den 1960-er Jahren von der Bevölkerung verlassen wurden. Die Bewohner zogen aus wirtschaftlichen Gründen in die Städte, vor allem nach Skopje. Heute nutzen die wohlhabenden Städter ihre Familiensitze als Zweitwohnsitz im Sommer wieder rege, im Winter sind die Dörfer wie ausgestorben.
Wir erfahren auch, dass im nächsten Dorf ebenfalls eine Unterkunft vorhanden ist, so brechen wir zielstrebig auf in Richtung Dusche.
Ab jetzt sind wir für einige Tage im Mavrovo-Nationalpark unterwegs und tatsächlich folgt ein toller Wanderabschnitt durch den Wald welcher uns den Aufstieg in der Mittagshitze erleichtert. Da die Zimmer im Hotel Kalin in Lazaropole noch nicht bereit sind, kühlen wir uns zusätzlich mit Getränken auf der Terrasse.
Gut abgekühlt gibts dann doch nochmals heisse Köpfe! Die EC-Karte von Thomas ist nicht mehr auffindbar. Unerklärlich und nicht nachvollziehbar. Aber es wird auch da eine Lösung geben, wie immer. Unsere Stimmung wird dadurch nicht getrübt, frisch geduscht und bei leckerem Essen sind alle Sorgen weit weit weg.
Lazaropole – Galičnik / Tagesmotto: Dörfs es bitzeli meh sii?
Das Geduldskamel ist heute beim Frühstück wieder einmal gefragt: Wir erhalten zwar um 8 Uhr den Cappuccino aber mehr passiert nicht. Der Dorfbäcker fährt vor und liefert Frischgebackenes mit Ofenhandschuhen. Es dauert dann allerdings nochmals eine halbe Stunde bis der noch warme Burek in vier Teile geschnitten auf unserem Tisch landet.
Aber egal, der heutige Tag ist nicht so wild, denken wir. Zuerst mehrheitlich im Wald leicht hinunter nach Tresonče, dort entdeckt uns ein arbeitsloser Herdenhund als seine Herde. Doch als wir den Weg ins Nirgendwo einschlagen, verlässt er seine neu gewonnene Herde wieder.
Etwas sehr optimistisch möchten wir einen noch unbekannten Weg auf Open Street Map hinterlegen, doch nach 3/4 Stunden auf teilweise überwucherten Wegen mit 500 HM befürchten wir, dass uns dieser Weg nicht an unseren gewünschten Ort führt.
Das heisst konkret: umkehren. Doch zuerst gibts einen Mittagshalt. Die Stimmung war auch schon besser. Der Abstieg nach Selce geht dann erstaunlich rasch und bald schon sind wir wieder im Aufstieg durch einen märchenhaften Buchenwald.
Kämpferisch erreichen wir den Gipfel, Je länger der Tag, umso mühsamer die Wege. Über lange Strecken sind wir weglos unterwegs, für uns bereits fast normal, aber eben, wohl vor allem für uns zwei.
Der Abstieg ins schöne Bergdorf Galičnik ist dann ein Kinderspiel und einmal mehr sind wir positiv überrascht, über den guten Zustand des Dorfes und wie belebt es ist.
Aber noch positiver überrascht werden wir im Hotel Neda: das Essen ist excellent, der Kellner hat definitiv das Kamel Humor dabei, die Hotelbesitzerin ist eine kommunative und gut gebildete Dame und die Stimmung ist einfach vom Feinsten!
Galičnik – Mavrovo / Tagesmotto: Im Schlussgang
Das ausgiebige mazedonische Frühstück schmeckt zwar ausgezeichnet, bringt allerdings unsere Losmarschierzeit wieder total in Verzug. Unser letzter Wandertag zu Viert führt uns über den Medenica nach Mavrovo, von wo Fabienne und Claudio Morgen mit dem Bus zurück nach Skopje fahren möchten.
Die Luft ist recht frisch und Wolken verdecken immer wieder die Sonne, so ist der angenehme Aufstieg auf guten Wegen ganz erträglich.
Es ist bereits Mittag, als wir auf dem Gipfel stehen, doch von Hunger noch keine Spur. Spiegeleier, Ajvar, Tomaten, Gurken, Joghurt, Käse und Kuchen vom Frühstück lassen sich viel Zeit auf ihrer Wanderung durch unser Verdauungssystem. Die Langsamkeit unseres Alltags breitet sich immer mehr über all unsere Organe aus. Ob wir jemals wieder in die Schweizer Hektik zurück fallen werden?
Auch der Abstieg ist freundlich, unten an der Hauptstrasse gehts dann allerdings nochmals hoch auf ein Plateau. Immer wieder erinnert uns die Region stark an Montenegro, unendliche grasbewachsene Hügelzüge im sanften auf und ab sind bis zum Horizont zu sehen.
Die Wolken hinterlassen abwechslungsreiche Fotosujets so dass die Zeit wie im Sauseschritt vergeht. Doch plötzlich stehen wir Inmitten des weitläufigen Skigebietes von Mavrovo, entsprechend verschandelt sehen die Hänge aus. Es nähme uns Wunder, wie es hier im Winter zu und her geht! Und das alles im Nationalpark…
Der Sommer scheint auf alle Fälle nicht die grosse Geldmaschine für dieses touristische Gebiet zu sein, die Sessellifte machen keinen Wank.
Eine tolle gemeinsame Woche geht zu Ende und natürlich nimmt es uns Wunder, wie Fabienne und Claudio die Tage erlebt haben:
Ohne Erwartungen aber mit voller Vorfreude sind wir nach Nordmazedonien gereist.
Unsere Packung haben wir im Vorfeld mithilfe der Profis geplant, doch waren wir immer wieder froh um Sonjas Neccessaire. Nödeli zum Blattere ufsteche, Murmelsalbi für die kleinen Blessuren und noch andere Kleinigkeiten – für alle Fälle hatte sie das passende Heilmittel dabei.
Die Natur von Nordmazedonien hat uns begeistert! Wir konnten die Wurzelkocher auf einem sehr schönen Abschnitt begleiten der uns durch wunderschöne Wälder, Hochebenen mit Schafherden und sogar einige Gipfel gebracht hat. Thomas hat natürlich dafür gesorgt, dass wir genug Bewegung erhalten und hat hin und wieder eine Zusatzschlaufe eingebaut.
Noch mehr hat uns die Gastfreundschaft der Einheimischen beeindruckt. Wir staunten nicht schlecht wie wir immer wieder herzlich empfangen wurden oder am Strassenrand mit Kleinigkeiten beschenkt wurden wie Kirschen, Äpfel, Erdbeeren und sogar mit feinem Rakija.
Danke liebe Sonja, danke lieber Thomas, dass wir euch diese Woche begleiten durften. Wir wünschen euch eine wunderbare Weiterreise!
Wurzelkochers haben diese Woche auch sehr genossen: wir haben viel gelacht, schöne gemeinsame Erinnerungen gespeichert und harmonisch die täglichen Kilometer vernichtet. Ganz herzlichen Dank, dass ihr euch auf dieses ungewisse Erlebnis eingelassen habt!
In einem Apartmani nisten wir uns ein. Endlich einmal eine Waschmaschine! Den Schlussabend verbringen wir sehr traditionell im Restaurant St. Moritz. Ist allerdings nicht sehr schweizerisch, aber ein sehr hilfsbereiter Besitzer. So telefoniert er mit dem Buschauffeur um herauszufinden, um welche Zeit Morgen der Bus nach Skopje fährt. Zudem lädt er uns zu seinem eigenen sehr leckeren Rakija ein und drückt uns sogar noch eine kleine Flasche in die Hand zum Mitnehmen. Fast täglich werden wir zu etwas eingeladen… Unsere gähnenden Gesichter ziehen uns dann aber früh wie ein Sog ins Bett, der Schlaf ist etwas kurz gekommen letzte Nacht.
Nun heisst es Abschied nehmen, für uns geht es im eingespielten Duett weiter über den Korab an der albanischen Grenze in Richtung Kosovo. Doch der nächste Besuch hat sich auf Ende August angemeldet, juhui! Wir rechnen, dass wir in etwa einer Woche in Kosovo sein werden. Bis dann müssen wir uns wohl selber versorgen, das heisst, ein gut geplanter Einkauf steht noch an. Bis hoffentlich bald aus dem Kosovo!
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